30Sept
2016

Novato

 Gestern waren wir wieder mal in einer Internetfreien Zone - erstaunlich so kurz vor Silicon Valley. 

Der Morgen sah schon freundlicher aus, der Nebel verschwunden, nur graue Wolken am Himmel als wir in Point Arena losradelten. Das erstaunliche ist, daß man in dem Nobel-Motel trotzdem ein Frühstück auf Papptellern mit Plastikbesteck bekommt. Die Auswahl, Bagel, Philadelphiakäse aus der Tube, Marmelade, ein hartgekochtes Ei, sowie Cornflakes, ist auch nahezu identisch, was solls?! Die Straße führte wieder in jede Bucht und auf jedes Kap, die Höhenmeter summierten sich. Doch wenigstens sah man etwas von dieser wunderschönen Küste. Gegen nachmittag klarte es sogar auf, der Wind ist aber nach wie vor sehr frisch. Nur noch wenige Ortschaften kamen unterwegs, meist erschien mir die Einwohnerzahl auf dem Ortsschild noch zu hoch gegriffen. In Stewards Point, einem Farmhaus von 1880 ca mit kleinem Laden und Café auch aus der Zeit, machten wir Pause. Alles "organic" und sehr sehr gut. Wir sassen an einem langen Tisch und kamen gleich mit den Nachbarn ins Gespräch, immer kurzweilig. Etwas weiter südlich kommt Fort Ross, ein russisches Fort, aus der Zeit um 1850. Hier war Niemandsland, wenn man von den Ureinwohnern mal absieht und mit ihnen lebte man in freundlichem Nebeneinander. Die Russen und Amerikaner hatten ein Handelsabkommen für Otterfelle, die damals in China begehrt waren. Ein Otterfell brachte 100$, der Jahresverdienst eines Farmers an der Ostküste. Das hatte dann auch zur Folge, daß nach 20 Jahren ein 12jähriges Fangverbot erlassen wurde, da sie nahezu ausgerottet waren. Die Russen versuchten noch eine Weile als Farmer zu arbeiten und weitere Aussenposten zu beliefern, doch der trockene Boden gab nicht allzuviel her. So verfiel das Fort, doch in den 1950er Jahren besann man sich auf seine Geschichte und es  wurde nachgebaut. Von den Häusern in der weiteren Umgebung sind noch einige erhalten oder man hat den Stil aufgenommen. Eine russische Kirche steht im Fort in der zwei mal jährlich der Verstorbenen in amerikanischem Boden gedacht wird. Eine Schulklasse hatte "living history" , bekleidet mit Fellmützen, bewaffnet mit Bajonetten oder einem Küchenmesser beim Gemüse schneiden wurde das Leben im Fort nachgspielt. 

Nach weiteren Anstiegen und kurvigen Abfahrten - auch die Straßenbaukunst ist zu loben - erreichten wir Jenner am Russian River. Hier hatten wir vor 4 Jahren schon mal übernachtet, die 150 Einwohner scheint es noch zu geben. Wir haben heute morgen gleich 3 Ottern beim Frühstück zugesehen, die Population hat sich erholt.

Bei Sonnenschein (!) und fast schon warmen Temperaturen setzten wir unsere Reise in den Süden fort. Nach 20 km erreichten wir Bodega Bay, hier wurde "Die Vögel" von Hitchcock gedreht. Am Wegesrand saß ein Geier und Pelikane stürzten sich zum Fischfang in den Pazifik - puh Glück gehabt! Wir verlassen den Pazifik wieder und radeln Richtung San Francisco. Der Wind war unser Freund heute, wir rollten nur so die Berge hinauf, doch wehe wenn wir die Richtung wechselten, wir standen fast! Auf einer breiten Straße durch das Valley Ford ging es zuerst nach Petaluma. Eine ausgesprochen hübsche und toll renovierte Stadt mit 57000 Einwohnern. Während der Goldgräberzeit gegründet, um auf den umliegenden Hügeln und wassereichen Tälern mit Weide-und Farmwirtschaft die Neuankömmlinge zu versorgen. Doch wie trocken sieht es heute aus! Nur noch wenige Kühe stehen auf gelben Weiden, die Farmer müssen Gras ausstreuen, wenige Wasserlöcher enthalten überhaupt noch Wasser. So trocken ist nicht mal  in Griechenland im September. Nun haben wir es noch bis Novato geschafft, einer ebenfalls sehr schönen, modernen Stadt mit vielen Grünanlagen und Plätzen, was wir heute Abend noch so gesehen haben, als wir in unser Motel radelten.

So guys, das war wieder ein langer Bericht, morgen kämpfen wir und nach San Francisco durch. San Francisco - niemals hätte ich geglaubt diese Stadt zwei mal zu sehen, ich freue mich so!!

 

Fort Ross