04November
2016

Kingman Arizona

Puh - schon wieder so ein Tag....

gestern morgen verließen wir unser Casino zeitig, da der Sturm unverändert tobte und wir einige Kilometer durch die Berge radeln mußten. Der Wind kam immer noch von Norden, wir durchquerten das Mojave-Valley auf 20 km von Ost nach West. Da hieß es den Lenker festhalten und Dagegenlehnen. Je näher und höher wir den Bergen kamen,  desto besser wurde der Wind, wir waren trotzdem fast 2 Stunden unterwegs. Unser Zeitplan kam schon gehörig durcheinander, wollten wir doch die alte Goldgräber- und fast Ghosttown Oatman näher besichtigen. Die Straße stieg auf einer endlos Steigung bergan, man verzwatzelt beinahe und glaubt, man erreicht die Spitze nie. Die Landschaft wurde im spektakulärer, Kakteen und Buschwerk überall. Das Sträßchen stieg dann doch noch in Serpentinen weiter an und wir waren auf einem der wenigen originalen Abschnitten der Mother Road Route 66 !! Noch ein paar Kurven und Oatman lag vor uns. Zugegeben ziemlich touristisch, aber super! Die  knapp 300 m lange Straße ist gesäumt von Läden und Restaurants, die vor 50 oder 100 Jahren auch nicht so viel anders aussahen. Holz - und Blechverschläge , der boardwalk und mittendrin spazieren  Esel, die auf zum Kauf angebotene Heubällchen warten. Sowie man mit irgendeiner Tüte raschelt , ist man umringt. Um High  Noon fand ein Duell zwischen Sheriff und Bankräuber statt, wir kamen genau richtig und hatten viel Freude an der Vorstellung. Nicht zu vergessen, daß im einstigen Hotel Clark Gabel und Carol Lombard 1939  ihre Honeymoon Nacht verbrachten. Das Zimmer ist natürlich mit viel Pomp ausgestattet, auch das wundervoll!! Wir hatten also viel Spaß. Dannach ging es weiter bergauf, über den immerhin 1110m hohen Sitgreave-Paß, mit wundervollem Rundblick ins Mojave-Valley, den Black Mountains und hinab ins Sacramento-Valley. Auch dieses Sträßchen ging in vielen Kurven hinab und war schlichtweg ein Traum. Ich hatte das Gefühl, daß mein Rad nicht besonders gut rollt, aber bei der schlechten Straße und dem zwar abgeschwächten Wind, machte ich mir keine weiteren Gedanken. Bis ich dann gar nicht mehr hinterher kam - Plattfuss. So allmählich haben schon Übung im Reifenwechseln. Da es schon spät war und sich vor uns dunkle Wolken zusammenbrauten, verzichteten wir aufs flicken und tauschten nur den Schlauch. Weiter gings. Der Sturm hatte uns auch wieder gefunden, etwas abgeschwächt und "nur" von der Seite. Dann fielen auch schon die ersten Regentropfen und noch mindestens 25 km bis Kingman. Wir strampelten was wir konnten, doch ich wurde schon wieder langsamer....oh nein, erneuter Plattfuss, diesmal entwich die Luft so schnell, daß ich nach kurzer Zeit weder fahren noch schieben konnte. Der Regen hatte wieder aufgehört, aber wir standen im Niemandsland - fast. Gegenüber sah ich einen RV-Park für Dauercamper. Ich ging ins Büro, schilderte dem netten Ehepaar unser Leid und fragte sie, ob es eine Möglichkeit gibt, daß uns jemand nach Kingman ins Motel fahren kann. Die Frau rief einen ihrer Camper mit einem Pick-up an, er fuhr uns bereitwillig. Wir hatten wieder mal Glück im Unglück! Der Radtag und die Aufregung hatten uns aber ziemlich geschlaucht.Ich flickte noch den Reifen und ging ins Bett.

Heute Morgen sah die Welt wieder freundlicher aus. Wir suchten wieder einmal ein Radgeschäft. Von außen sah es ziemlich klein aus und ich war ein wenig skeptisch, doch Ed ist ein Meister seines Fachs! Er empfahl einen neuen Hinterreifen, einen Schlauch, der den Dornen hier standhält, wechselte die Kette und zog jede Schraube am Rad nach! Bei der Gelegenheit ließ Karl sein Rad auch überprüfen und sehr zufrieden und glücklich zogen wir von dannen. Zum Weiterradeln war es nun zu spät,doch Kingman ist eine sehr nette Stadt. So besuchten wir das "Museum of Historic Route 66", so ganz war ich dem Mythos ja nicht verfallen - vor dem Besuch. Jetzt freue ich mich sehr, daß wir tatsächlich einige Kilometer auf dieser legendären Straße zurücklegen. Die Mother-Road Route 66 verband den zivilisierten Osten mit dem Wilden Westen, von Chicago bis Los Angeles. Das Museum war wieder einmal super gemacht. Mit Filmen, Dioramen, liebevoll gestalteten Vitrinen oder nachgebauten Läden und Cafés gab es richtig viel zu sehen und zu lernen. Als der Verkehr zunahm, wurden Umgehungsstraßen nötig oder wo möglich wurde die Route 66 ausgebaut, so sind nur noch wenige Etappen wirklich original. Nach dem Museumsbesuch radelten wir noch zur ganz alten Route von 1850 , als die Wagen mit den ersten Siedlern hier durchzogen und man noch Radspuren sehen kann. Gut, die Via Appia ist etwas älter, aber uns hat das hier an den White Cliffs sehr gut gefallen. Außerdem sahen wir zwei Roadrunner und etliche Jack-Rabbits davonhoppeln und ringsum eine traumhafte Landschaft.

Keine Angst-er stand wieder auf                  Blick ins  Mojavevalley

Blick ins Sacramento Valley                          eines, der nun verlassenen Cafés an der Route 66

  Nach Regen folgt Regenbogen  

  Ed, der Fahrradkünstler

         

 ohne Worte                                     unser Motel